Graspapier: nachhaltige Alternative und bienenfreundliche Verpackung?
Michael Watson 0
So traurig es auch ist: Jede bunte Blumenwiese muss mal gemäht werden. Es scheint zwar widersprüchlich, aber wenn man eine Wiese gar nicht mäht und sich ganz und gar selbst überlässt, nimmt die Biodiversität über die Jahre sogar ab.* Doch was passiert mit all dem Grünschnitt, der beim Mähen anfällt?
Natürlich könnte man die Mahd auf den Komposthaufen schmeißen, wo es verrottet und später als Dünger benutzt werden kann. Tiere, wie Kühe oder Pferde, freuen sich auch über den vitaminreichen Snack. Aber die womöglich beste Verwertung von Grünschnitt ist die Herstellung von Graspapier. Richtig gehört: Papier aus recycelten Wiesen! In der konventionellen Papierherstellung ist es üblich, die Zellulose für das Papier aus Holz zu gewinnen. Hierfür werden hektarweise Wälder abgeholzt, die jahrelang gewachsen und für viele Tiere ein Zuhause sind. Die Biomasse für Graspapier muss nur wenige Wochen bis Monate wachsen, bis man es zu Papier verarbeiten kann. Somit ist Graspapier nachhaltig, bienenfreundlich und praktisch!
Graspapier ist außerdem vielfältig: ob nachhaltige Verpackungen, Versandkartons, Füllmaterial, Druckerpapier oder Bienensaat-Tüten – die Anwendungsmöglichkeiten sind unbegrenzt!
* Wenn man eine Blumenwiese nicht mäht, werden manche Pflanzenarten von anderen verdrängt im Konkurrenzkampf um Sonnenlicht und Nährstoffe. Meistens werden dann die bienenfreundlichen Wildblumen von Gräsern verdrängt, sodass die Artenvielfalt unter den Pflanzen abnimmt. Beim Mähen einer Wiese fallen die Blumensamen der Wildblumen auf den Erdboden, wo sie dann im nächsten Frühling wieder bunt blühen können.
Was ist Graspapier?
Um Papier herzustellen, werden Fasermaterialien benötigt, die in der konventionellen Papierproduktion aus Holz oder Altpapier gewonnen werden. Diese sogenannten „Füllstoffe“ werden mit Wasser zu einer Art Brei vermischt, gesiebt und schließlich zusammengepresst – und fertig ist das Blatt Papier! Das Prinzip hinter Graspapier unterscheidet sich kaum von der konventionellen Papierherstellung, außer dass man statt Holz oder Altpapier Grasfasern benutzt.
Momentan ist die Forschung noch nicht so weit, Papier nur aus Grasfasern herzustellen. Meist besteht das heutige Graspapier aus einem Gemisch aus recycelten Papierzellstoff, Grasfasern und Wasser. Je nach Anbieter:in beträgt der Anteil der Grasfasern um die 30 Prozent bei Graspapier.
Wie nachhaltig ist Graspapier? Anbau, Recycling, Wälderschutz
Graspapier ist nachhaltiger, umweltfreundlicher und besser für die Biodiversität als herkömmliches Papier aus Frischfaserzellstoff aus Holz. Schauen wir uns einmal den gesamten Zyklus von einem Blatt Graspapier an:
Der Grundbaustein von Graspapier ist das Abfallprodukt, was beim Mähen von Wiesen anfällt. Und davon gibt es sehr viel! Denn seit einigen Jahren sind Landwirt:innen in Deutschland verpflichtet „Ausgleichsflächen“ auf ihrem Land zu haben, um dem Insektensterben entgegenzutreten. Diese Wildblumenwiesen müssen ein bis zweimal im Jahr gemäht werden, damit die Artenvielfalt unter den Pflanzen erhalten bleibt. Die Mahd – also das gemähte Gras – wird im Anschluss in die Graspapierfabrik gebracht, wo es weiterverarbeitet wird. So schonen Graspapier Verpackungen unsere Wälder, vermeiden Transportwege und fördern die Biodiversität.
Im Gegensatz zu Papier aus Holz benötigt die Herstellung von Graspapier weniger Energie, weniger Wasser und weniger Chemikalien. Außerdem fällt viel weniger CO₂ an! Grund hierfür ist hauptsächlich, dass Holz durch seinen hohen Lignin-Anteil viel fester ist als Gras. Daher müssen auch viel mehr Energie, Wasser und Chemikalien benutzt werden, um an den Zellstoff im Holz zu kommen.
Wie auch beim herkömmlichen Papier, kann Graspapier vollständig recycelt werden. Und das Beste daran ist: du kannst deine nachhaltigen Verpackungen aus Graspapier einfach in die Papiertonne schmeißen, wenn du sie nicht mehr brauchst. Der Recyclingprozess unterscheidet sich von Holz- zu Graspapier nicht!
Die Vorteile von Graspapier auf einen Blick
- Recyclingfähig
- Wälderschutz
- Weniger CO₂
- Weniger Energie in der Herstellung
- Weniger Wasserverbrauch
- Weniger Prozesschemikalien
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