Insector: Bee friendlys Smartes Insektenmonitoring

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Wer heute wissen möchte, wie hoch die Artenvielfalt an einem bestimmten Ort ist, braucht Zeit, Geld und manchmal etwas Skrupellosigkeit. Gerade wenn es darum geht, Insekten zu zählen, muss aktuell noch auf spartanische Methoden zurückgegriffen werden, bei denen Insekten in sogenannten „Totfallen“ umkommen, oder Entomolog:innen in mühseliger Arbeit Insekten fangen und identifizieren müssen. Beide Methoden haben offensichtliche Nachteile: Im Hinblick auf das Insektensterben scheint es fragwürdig, den Insektenbestand mit Totfallen weiter zu dezimieren. Und top ausgebildete Entomolog:innen – mit den entsprechenden Stundenlöhnen – können auch nicht 24/7 vor Ort sein, um Insekten zu zählen. Was wir benötigen, ist ein automatisiertes Insekten-Monitoringsystem, das Daten in hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung erfasst und analysiert.

Durch die Unterstützung des Fraunhofer-Ideenwettbewerbs „Innovativ und Angewandt“ entwickeln und erproben wir im Rahmen des „WildData“-Projekts, gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP, ein Insekten-Monitoringsystem für begrünte Fassaden, das mithilfe von künstlicher Intelligenz Insekten erkennen, zählen und klassifizieren kann: der Insector. Der Insector kann Diversität und Abundanz von Insekten zuverlässig über lange Zeiträume monitoren und somit Aussagen über den Zustand des dortigen Ökosystems treffen. Der Insector kann sowohl in Fassadenbegrünungen als auch als Stand-alone-Lösung die Effektivität von Naturschutzmaßnahmen messbar machen!

Insector: Mit Insekten-Monitoring Biodiversität messbar machen
Insector: Mit Insekten-Monitoring Biodiversität messbar machen

Was interessiert es mich, welche Insektenarten bei mir herumschwirren?

Gehörnte Mauerbiene, Geißklee-Sandbiene und Filzzahn-Blattschneiderbiene: brauchen wir die etwa alle? Allein in Deutschland gibt es zwischen 500 und 600 Wildbienenarten. Bei einigen Wildbienenarten, beispielsweise der Gehörnten Mauerbiene, wissen wir, dass sie nicht vom Aussterben bedroht ist und ihr Bestand stabil ist. Bei den allermeisten Wildbienenarten hingegen ist es so, dass wir schlichtweg nicht genügend Daten haben, um zuverlässige Aussagen über den Bedrohungsstatus zu treffen. Plump gesagt: Wir wissen nicht genau, wie es um die Artenvielfalt der meisten Insekten steht.

Dies mag im ersten Moment nur für Insekten-Nerds interessant klingen, aber im Hinblick auf die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD, deutsch: Nachhaltigkeitsberichtspflicht) müssen sich Unternehmen zwangsläufig mit genau diesem Thema auseinandersetzen. Denn Insekten bilden das Fundament von ganzen Ökosystemen und durch das Beobachten von sogenannten Indikatorinsekten lassen sich Aussagen über den ökologischen Zustand des jeweiligen Standortes treffen. Und ebendiese Informationen werden im CSRD-Berichtsteil „Biodiversität und Ökosysteme“ (ESRS E4) abgefragt, die Unternehmen jedes Jahr veröffentlichen müssen.

Biodiversität für den CSRD-Bericht quantifizieren

Im Kern geht es uns darum, Naturschutz messbar zu machen. Wer heute Naturschutzmaßnahmen umsetzt, weiß oft nicht, ob die Maßnahme tatsächlich einen positiven Effekt auf die Biodiversität hat. Ob Bienenhotel, Wildblumenwiese, Grünfassade oder Dachbegrünung: mit dem Insector-Monitoringsystem von Bee friendly lassen sich in Echtzeit Diversität und Abundanz abbilden, sodass ggf. nachjustiert werden kann.

Wenn Gärtner:innen beispielsweise wüssten, dass noch viele Gartenblattschneiderbienen fliegen, könnten sie mit dem Rückschnitt warten. Wenn Kommunen wüssten, wie sich Insektenpopulationen über Jahre hinweg entwickeln, könnten Umweltschutzverordnungen lokal angepasst werden. Wenn Unternehmen wüssten, welche Naturschutzmaßnahmen messbar funktionieren, könnten sie Geld sparen und müssten sich nicht mehr vor Greenwashing-Anschuldigungen fürchten.

Insector: Wissen schaffen, Naturschutz machen

Das „WildData“-Forschungsprojekt mit dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP ist erst der Anfang des Insectors. In diesem Projekt möchten wir Biodiversität in Fassadenbegrünungsanlagen quantifizieren. Später möchten wir mit unserem Insekten-Monitoringsystem Unternehmen und Forschende unterstützen, Wissen zu schaffen und Naturschutz zu machen. Das übergeordnete Ziel ist, eine zuverlässige Datengrundlage zu schaffen, damit Naturschutzmaßnahmen überall effektiver und effizienter umgesetzt werden können. Deshalb verfolgen wir mit unserem Insekten-Monitoringsystem einen Open Source und Open Data Ansatz. Das bedeutet, dass wir unsere Daten unter anderem aktiv mit Forschungsinstituten teilen. Wir hoffen, dass wir so zum Insektenschutz beitragen können.

Mit Teamwork die Biodiversität tracken

Ohne die tatkräftige Unterstützung von engagierten Partner:innen wäre dieses Projekt nicht möglich. Ein ganz besonderer Dank gilt Maximilian Sittinger, der die Grundlage für den Insector geschaffen hat und uns von Anfang an mit Rat und Tat zur Seite steht. Des Weiteren möchten wir Dr. Pia Krause am Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP, Dr. Larysa Gorlier an der Technischen Hochschule Bingen, Kathrin Scharsich an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg, Andreas Niemöller im Ökologischen Lehrgarten des IBs in Mannheim, Dr. Katharina Schneeberg am Pfalzmuseum für Naturkunde in Bad Dürkheim und Jeremy Ries von Lessmore danken.

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