Meliponula-Imkerei in Ghana

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Im Kakum-Nationalpark geht die Sonne an 365 Tagen im Jahr zuverlässig zwischen 05:51 und 05:58 Uhr morgens auf. Etwa eine Stunde, bevor die Nacht zum Tag wird, krähen Hähne, blöken Ziegen und wuseln Menschen herum, um Wasser aus dem Brunnen zu holen, bevor die Hitze unerträglich wird. Weil Ghana so nah am Äquator liegt, genießen Pflanzen zwischen 12 und 13 Stunden Sonnenlicht an jedem Tag des Jahres. Mit Durchschnittstemperaturen zwischen 28 °C und 32 °C sind die Tage in Ghana so heiß, dass sogar die Erde schwitzt, was zu hoher Luftfeuchtigkeit und häufigen Regenfällen führt. Für uns Menschen bedeutet dies, dass wir rund um die Uhr schweißgebadet sind. Aber für Pflanzen bietet Ghanas heißes und schwüles Klima die idealen Bedingungen, um zu gedeihen, zu wachsen und zu blühen.

Sammy Nkruhmah ist einer von den Menschen, die schon vor Sonnenaufgang herumwuseln, um sich um die alltäglichen Dinge zu kümmern, bevor er zur Arbeit ins Internationale Zentrum für stachellose Bienen (ISBC) geht. Sammy ist 27 Jahre alt und arbeitet seit 2018 am ISBC. Während Sammy die Oberschule in einem nahe gelegenen Dorf besuchte, lernte er die Welt der Bienen kennen. Fünf Jahre später arbeitet Sammy nun als Tourguide am ISBC, wo er Touristen, Schüler:innen und Studierende über stachellose Bienen und Biodiversität aufklärt. Wenn Sammy am ISBC Feierabend macht, läuft er zurück zum Bauernhof seiner Eltern, wo er gerade seine ersten Bienenstöcke aufstellt. Mit etwas Glück wird er im nächsten Jahr seinen ersten Honig ernten können.

Als wir Sammy im April 2023 kennenlernten, zeigte er uns das ISBC, ließ uns Meliponula-Honig kosten und stellte uns sein Kätzchen, Cruise, vor. Heute – aus über 7.000 Kilometern Entfernung – wird Sammy uns zeigen, wie man Meliponula-Honig auf nachhaltige Weise erntet.

Meliponula-Imkerei in Ghana

Dank Ghanas tropischen Klimas haben hungrige Bienen die Qual der Wahl bei der Nahrungssuche. Denn aufgrund der langen Blütezeiten der Pflanzen gibt es Nektar und Pollen im Überfluss. Im Gegensatz zu den westlichen Honigbienen, welche die Wintermonate im Bienenstock verbringen, haben die Bienen in Westafrika keine Pause. Sammy erzählt uns, dass die Bienen in Westafrika nur während der schweren Regenzeit zwischen den sintflutartigen Regenschauern verschnaufen können. Sobald der Regen für ein paar Stunden aufhört, eilen die Bienen aus ihren Bienenstöcken heraus, um den Nektar der nahegelegenen Pflanzen zu verschlingen.

Meliponula beekeeping in Ghana

Für Imker:innen bedeutet dies, dass zweimal im Jahr Honig geerntet werden kann. Bienen in tropischen Klimazonen produzieren den meisten Honig während der Trockenzeit, weil in dieser Zeit mehr Pflanzen blühen und Nektar und Pollen produzieren. Klassischerweise ist der Februar der Haupterntemonat, da die Regenzeit in der Regel zwischen März und April beginnt und im Juni ihren Höhepunkt erreicht. Doch aufgrund der sich ändernden klimatischen Bedingungen sind diese festen Termine nicht mehr stabil.

Während der Regenzeit ist es daher besonders wichtig, nicht zu viel Honig aus den Bienenstöcken zu entnehmen, wie Sammy uns erklärt: „Wir ernten nicht den ganzen Honig, denn die Bienen brauchen den Honig als Energiequelle für ihre Futtersuche in der Regenzeit.“ Und das erfordert das geübte Auge eines Experten. Denn, nimmt man zu viel Honig, leiden die Bienen; nimmt man zu wenig Honig, wird die Imkerei unwirtschaftlich.

Wenn Sammy den Meliponula-Honig erntet, tut er dies mit der Präzision eines Neurochirurgen. Meliponula-Bienen leben in ausgehöhlten Baumstümpfen. Am ISBC verfügt Peter Kwapong über mehrere semi-künstliche Bienenstöcke, die von Hand geöffnet werden können, um Honig, Propolis und andere Bienenprodukte zu ernten. „Nachdem wir den Bienenstock vorsichtig geöffnet haben, nehmen wir eine Spritze und saugen den Honig aus den Waben, ohne den Rest zu beschädigen“, erklärt Sammy. „Dabei ist es wichtig, die Bienen nicht zu töten oder sie mehr als nötig zu stören.“

Ernte von Meliponula-Bienenprodukten

Obwohl dieser nachhaltige Ansatz auf kurze Sicht weniger Ertrag bedeutet, zahlt es sich aus: „Aus einem gesunden Bienenstock können wir pro Ernte etwa vier Liter Honig entnehmen“, erinnert sich Sammy. „Wenn wir ernten, tun wir den Bienen nicht weh, damit sie gesund bleiben und wir auch im nächsten Jahr hochwertigen Honig, Propolis und andere Bienenprodukte haben.“

Laut Sammy sind diese hochwertigen Bienenprodukte aus Ghana sehr gefragt. Am ISBC werden Honig, Propolis oder andere Bienenprodukte nicht nur an neugierige Touristen oder ghanaische Naschkatzen verkauft. Ein großer Teil der Meliponula-Produkte geht an Krankenhäuser und Apotheken, die sie zur Behandlung von Hautinfektionen und zur Unterstützung der Wundheilung einsetzen. Doch dann lacht Sammy und sagt mit einem Augenzwinkern, dass er den Meliponula-Honig natürlich auch gerne isst und mit seinen Freunden und Familie teilt.

+++English version +++

A Day with Sammy, a Bee Friend in Ghana

In Kakum National Park, the sun reliably rises between 05:51 and 05:58 a.m. on 365 days a year. Roughly an hour before night turns into day, roosters crow, goats bleat, and people hurry to fetch water from the well, before the heat becomes unbearable. Due to Ghana’s proximity to the equator, plants profit from a full 12 to 13 hours of sunlight every day of the year. With average temperatures ranging from 28 °C to 32 °C, the days in Ghana get so hot that even the earth sweats, leading to high humidity and frequent rainfall. For us humans, this means perspiring 24/7. But for plants, Ghana’s hot and humid climate provides the ideal conditions to thrive, flourish, and flower.

Sammy Nkruhmah is one of those up and at it before sunrise, taking care of the chores of everyday life, before he walks to work at the International Stingless Bee Centre (ISBC). Sammy is 27 years old and has been working at ISBC since 2018. While Sammy attended senior high school in a nearby town, he was first introduced to the world of beekeeping in a class on animal husbandry. Five years later, Sammy is now teaching tourists, pupils, and students about stingless bees at the ISBC, where he works as a tour guide. When his workday at the ISBC ends, Sammy walks back to his parents’ farm, where he is currently setting up his first bee hives. With any luck, he should be harvesting his first batch of honey in the next year.

Meliponula beekeeping in Ghana

When we first met Sammy in April 2023, he showed us around the ISBC, let us taste some Meliponula honey, and introduced us to his kitten, Cruise. Today—with over 7,000 kilometers distance between us—Sammy will show us how to harvest Meliponula honey in a sustainable manner.

Meliponula beekeeping in Ghana

Thanks to Ghana’s tropical climate, hungry bees are spoiled for choice, as nectar and pollen are abundant, due to plants’ long flowering periods. In contrast to western honeybees that hibernate during the winter months, bees in Western Africa do not get any time off. Sammy tells us that only during the heavy rainy season do bees in Western Africa get to catch their breaths between torrential rain showers. As soon as the rain stops for a few hours, bees rush out of their hives to gulp down the nectar from nearby plants.

For beekeepers this means that honey can be harvested twice a year. Bees in tropical climates produce the most honey during the dry season because more plants are in bloom, producing nectar and pollen in this timeframe. Traditionally, February is the main honey harvest month, as the rains usually begin sometime between March and April and culminate in June. However, due to changing climate conditions, these set dates are no longer stable.

During the rainy season, it is important not to overharvest a hive, Sammy tells us: “We don’t harvest all the honey because the bees need honey for their energy during their foraging trips.” Therefore, it requires an expert’s eye to judge the right amount of honey that can be harvested from a hive: If you take too much, the bees will suffer; if you take too little, beekeeping will become uneconomic.

When Sammy harvests the Meliponula honey, he does this with the precision of a neurosurgeon. Meliponula bees live in hollowed out tree stumps. At the ISBC, Peter Kwapong has several semi-artificial hives, which can be opened by hand when it is time to harvest honey, propolis, and other hive products. “After we carefully open the hive, we take a syringe and suck the honey from the pods without damaging the rest”, Sammy tells us. “It is important not to kill the bees in the process or disturb them more than is necessary.”

Harvesting Meliponula hive products

This sustainable approach to beekeeping pays off: “We can take about one gallon of honey per harvest from a healthy hive”, Sammy recollects. “When we harvest, we don’t hurt the bees so that they stay healthy, and we can have high-quality honey and propolis next year too.”

And according to Sammy, these high-quality hive products are in high demand. At the ISBC, for instance, honey, propolis, or other hive products are not just sold to curious tourists or Ghanaians with a sweet tooth. In fact, a large part of Meliponula products are sold to hospitals and pharmacies, who use them to treat skin infections and aid wound healing. But with a wink, Sammy laughs and adds that he also enjoys eating his honey and sharing it with friends and family.

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