Steingarten für Bienen: Artenvielfalt statt Schotter-Ödland
Michael Watson 0
Seit 2020 ist es in Baden-Württemberg verboten, Gartenflächen großflächig mit Steinmaterial zu bedecken. Denn sogenannte "Schottergärten" bieten wenig Lebensraum und Nahrung für Insekten, Eidechsen und Vögel, da sie wertvollen Boden versiegeln. Solche Schottergärten darf man allerdings nicht mit Steingärten verwechseln, die mit der Erde verbunden sind und wahre Biodiversität-Hotspots darstellen.
Wenn du einen Steingarten anlegst, entscheidest du dich für einen der vielfältigsten Gartentypen. Du hast eine riesige Auswahl an Pflanzen und Gestaltungsmöglichkeiten. Und keine Angst: Nur weil es "Steingarten" heißt, bedeutet das nicht, dass es nicht bunt blüht! Im Gegenteil: Wenn du dich an die Anleitung in diesem Artikel hältst, wirst du (und dein Wildbienenbesuch) vom Frühling bis in den Herbst viele bunte Blüten genießen können. Was du für einen Steingarten brauchst:
- Natursteine (z.B. Sandstein)
- Dachziegel, Bauschutt oder Geröll
- Kakteenerde
- Bienenfreundliche Pflanzen
Pflanzen ohne Erde: So funktioniert ein Steingarten
Eins vorab: Wer einen Steingarten anlegen will, muss sich in der Bauphase auf etwas Arbeit gefasst machen. Dafür ist dein Steingarten im Nachhinein sehr pflegeleicht: du musst nicht düngen, du musst selten (bzw. gar nicht) gießen und du musst kein "Unkraut" jäten! Aber kommen wir erst mal zur Theorie.
Wenn wir einen Steingarten bauen, imitieren wir im Grunde eine Berglandschaft. Viele kantige Steine sorgen dafür, dass Niederschläge schnell abfließen, sodass die Wurzeln der Pflanzen nicht unter Staunässe leiden. Statt "dicker", nährstoffreicher Erde ist es in den Bergen eher sandig, kalkig und daher nährstoffarm. Diese beiden Faktoren müssen wir beim Bau unseres Steingartens unbedingt beachten.
1.) Ein Steingarten braucht eine Drainage.
2.) Ein Steingarten braucht magere (also nährstoffarme) Erde.
3.) Ein Steingarten hat idealerweise einen sonnigen Standort.
Logischerweise bedeutet das, dass wir nicht jede Pflanzenart in einen Steingarten setzen können. Würden wir beispielsweise eine Tomatenpflanze in unseren Steingarten setzen, würde sie nicht lange überleben, da sie sehr viel Nährstoffe benötigt. Deshalb müssen wir auch bei der Wahl der Pflanzen mit Köpfchen vorgehen.
Leider sehen wir immer mal wieder "möchtegern Steingärten", die herzlich wenig für die Artenvielfalt tun. Solche "möchtegern Steingärten" haben zwar Natursteine als Begrenzung; allerdings werden sie mit nährstoffreicher Blumenerde aufgefüllt und mit Neophyten aus dem Baumarkt bepflanzt – sie sind also ganz normale Blumenbeete!
Diese Pflanzen eignen sich für einen bienenfreundlichen Steingarten
Wer etwas für die Biodiversität in seiner Stadt unternehmen möchte, sollte unbedingt ein mageres Substrat im Steingarten verwenden. Unsere Böden sind ohnehin viel zu überdüngt, weshalb viele Wildblumenarten, die zu viel Stickstoff nicht vertragen, vom Aussterben bedroht sind. Mit einem Steingarten schaffen wir wertvollen Lebensraum für solche Pflanzen, die wiederum seltene Wildbienenarten anlocken. Hier einige Pflanzen, die sich sehr gut in deinem Steingarten machen würden:
- Echter Ziest oder Berg-Ziest
- Gewöhnlicher Thymian (bzw. Quendel)
- Katzenminze
- Wundklee
- Natternkopf
- Felsenblümchen
- Blaukissen
- Ausdauernder Lein
- Verschiedene Hauswurz-Arten (z.B. Dach-Hauswurz oder Donnerwurz)
- Verschiedene Sedum-Arten (z.B. Mauerpfeffer oder Fetthenne)
- Verschiedene Lauch-Arten
- Verschiedene botanische Blumenzwiebeln bzw. Wildblumenzwiebeln
Neben diesen Pflanzen gibt es noch sehr viel mehr bienenfreundliche Pflanzen, die du in deinem Steingarten ansiedeln kannst. Achte bei der Auswahl bitte darauf, dass du heimische Pflanzen verwendest, die Trockenheit und einen nährstoffarmen Boden vertragen. Falls du Fragen hast, kannst du dich selbstverständlich immer an das Bee friendly Team wenden!
Steingarten anlegen: Mit diesem Aufbau zum bienenfreundlichen Steingarten
Kommen wir nun zur Praxis: Wie lege ich einen bienenfreundlichen Steingarten an? Der Bau eines Steingartens ist der arbeitsintensivste Schritt. Falls dir beim Steine schleppen mal die Luft/Lust ausgehen sollte, lege einfach eine Pause ein und denk an all die tollen Wildbienen, die du mit deinem Steingarten retten wirst. Dafür lohnt sich die Malocherei!
Wenn du einen Steingarten anlegen möchtest, solltest du dies im Frühling oder im Herbst unternehmen. Erstens musst du dann nicht bei sommerlichen Temperaturen anstrengende, körperliche Arbeit verrichten; und zweitens würden deine Pflanzen im Sommer austrocknen, da ihre Wurzeln noch nicht weit genug ausgetrieben sind.
Der Bau eines Steingartens ist in vier Schritte unterteilt:
1.) Aufschichtung der Trockenmauer
2.) Anlage der Drainage
3.) Aufbringung der Erde
4.) Einbuddeln der Pflanzen
Anleitung Steingarten: So legst du einen bienenfreundlichen Steingarten an
Für den Bau der Trockenmauer benötigst du Natursteine, wie Sandstein. Bei der Aufschichtung der Natursteine benötigst du kein Mörtel, sondern stapelst die Steine "lose" aufeinander auf. Falls es mal sehr wacklig sein sollte, kannst du Fugen mit etwas Sand oder deinem Drainagematerial auffüllen. Bei der Wahl der Form sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt: du kannst die Steine kreisförmig, quadratisch oder komplett frei anordnen. Das einzige, was du beachten solltest, ist das deine Trockenmauer mindestens 30 Zentimeter hoch sein sollte.
Wenn dein Mauerring fertig ist, kannst du mit der Drainage beginnen. Bauschutt, alte Dachziegel oder anderes Geröll gibt es oft kostengünstig (oder gratis) auf der Bauschuttdeponie. Alternativ kannst du auch bei deinen örtlichen Dachdeckerbetrieben nachfragen. Was für Material – ob zerschlagene Dachziegel, alte Steine, oder Bauschutt – du schlussendlich für deine Drainageschicht verwendest, ist nicht so entscheidend. Allerdings musst du unbedingt darauf achten, dass Wasser problemlos abfließen kann. Wenn sich das Wasser in der Drainageschicht staut, musst du gröberes Material verwenden.
Sobald du das Material für die Drainageschicht in den Mauerring eingebracht hast, bist du schon fast fertig. Jetzt musst du nur noch 10 bis 20 Zentimeter Substrat auf die Drainageschicht aufbringen. Hierfür kannst du Sand, Kies oder Kalkschotter verwenden. Deine Substratschicht schaufelst du einfach auf die Drainageschicht auf, wo du sie dann gleichmäßig verteilst.
Je nachdem, wofür du dich bei deiner Substratschicht entscheidest – ob Sand, Kies oder Kalkschotter – musst du die Wahl deiner Pflanzen anpassen. Beispielsweise mögen manche Wildblumenarten keinen kalkigen Boden, während andere diesen lieben. Doch egal, wie du dich entscheidest: für jede Substrat-Art gibt es eine Vielzahl an bienenfreundlichen Pflanzen!
Nachdem du dich vergewissert hast, dass du die richtigen Pflanzenarten für dein Substrat ausgewählt hast, musst du diese nur noch einpflanzen. Grabe hierfür mit einer Schaufel ein kleines Loch in die Substratschicht und fülle etwas Kakteenerde ein. Setze nun deine bienenfreundliche Pflanze in das Loch mit Kakteenerde und bedecke das Loch anschließend wieder mit dem Substrat. Und schon bist du fertig!
Gerne kannst du deinen Steingarten jetzt aufwerten, indem du Totholz, Bienenhotels oder Natursteinhaufen in Szene setzt. Wildbienen, Eidechsen und andere Tiere werden sich schon bald in deinem Steingarten ansiedeln!
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